Diakonie: Neues Zuhause für minderjährige Flüchtlinge

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Mit einem ungewöhnlichen Projekt geht die Diakonie Roth-Schwabach neue Wege. Im Altbau des Schwabacher Hans-Herbst-Hauses sind Wohnungen für Jugendliche entstanden, die als Flüchtlinge ohne ihre Familien nach Deutschland gekommen sind. In kürzester Zeit sind im „Schmidt-Bau“ an der Bodelschwinghstraße kleine Wohneinheiten geschaffen worden, die in den nächsten Wochen von 20 jungen Menschen bezogen werden.

Dieser Herausforderung stellt sich die Diakonie Roth-Schwabach gemeinsam mit der Rummelsberger Diakonie. Die Jugendhilfe der Rummelsberger wird die Flüchtlinge betreuen und Ansprechpartner für sie bereitstellen. Sie hat zwei Stockwerke des „Schmidt-Baus“ angemietet und wird dort betreute Wohngruppen einrichten. „Wir haben uns für diese Aufgabe einen Partner gesucht, dessen Mitarbeitende Erfahrung in der Jugendhilfe haben“, erklärte Diakonie-Vorstand Jürgen Meier bei der Einweihung der neuen Räume, „und die wissen, was es für Minderjährige heißt, ohne ihre Familie auf der Flucht zu sein“

Gemeinsam mit der Rummelsberger Diakonie

Der pädagogische Leiter der Rummelsberger Dienste für junge Menschen, Olaf Forkel, unterstrich, dass man auch angesichts des großen Zustroms von Flüchtlingen nicht vergessen dürfe, „dass es hier nicht um Zahlen geht, sondern um Menschen, die in besonderer Weise Unterstützung brauchen“. Jeder einzelne Flüchtling habe einen Namen und ein Schicksal. Nicht als Problem, sondern als Chance sieht auch der evangelische Dekan Klaus Stiegler die Unterbringung von minderjährigen Flüchtlingen in dem Haus der Diakonie. Hier entstehe ein Ort, wo Fremde sich kennenlernen und Generationen zusammenkommen – ein Modell für das Zusammenleben in der Stadt.

Stiegler, zugleich Vorsitzender des Verwaltungsrates der Diakonie, weihte den neuen „Schmidt-Bau“ ein und segnete die Mitarbeitenden für ihre Arbeit. Fast 50 Personen waren aus diesem Anlass zusammengekommen: Männer und Frauen, die in der Stadt Schwabach Verantwortung für die Flüchtlinge tragen, besonders aber im kirchlichen Umfeld mit Flüchtlingen arbeiten oder ehrenamtlich damit zu tun haben, dass sie die Unterstützung bekommen, die sie brauchen.

Schnelle Realisierung

Das Schwabacher Architekturbüro Engelhardt hat in kürzester Zeit aus den Wohnräumen für pflegebedürftige Ältere freundliche Zimmer für junge Menschen entstehen lassen. Meier dankte allen Beteiligten für die Bereitschaft, sich auf das Vorhaben einzulassen und für die unkomplizierte Zusammenarbeit im Rahmen des Projekts.

Er und seine Mitarbeitenden hätten viele Gespräche geführt, um Vorbehalte auszuräumen und erst gar keine Bedenken aufkommen zu lassen, berichtete der Diakonie-Vorstand. So wurden die Bewohner und ihre Angehörigen frühzeitig über die Pläne informiert. Auch mit den Anwohnern habe man im Vorfeld darüber gesprochen, dass in der Nachbarschaft bald junge Flüchtlinge wohnen werden. Man habe dabei viel Zustimmung erfahren, berichtete Meier. Ähnliches berichtete Dekan Stiegler von seinen Begegnungen mit dem Heimbeirat und würdigte die Offenheit und die Gesprächsbereitschaft der Bewohner.

Motivierende Voraussetzungen

Probleme mit der Unterbringung der Jugendlichen befürchtet die Diakonie nicht. „Wir gehen davon aus, dass die jungen Männer, die hier einziehen, motiviert sind, die Schule zu besuchen oder einen Beruf zu erlernen“, erklärte Meier bei der Einweihung des neu gewidmeten Gebäudes. Die Jugendlichen werden in dem Gebäude umfassend betreut und haben Ansprechpartner, die sie dabei unterstützen, sich an ihrem neuen Wohnort zurechtzufinden. In der Berufsschule wird eine eigene Klasse eingerichtet, um ihnen den Start zu erleichtern. Man wolle den minderjährigen Flüchtlingen helfen, schnell Fuß zu fassen: Durch die schwierige Situation in den Heimatländern, die Trennung von den Eltern und die Flucht seien die Jugendlichen großen Belastungen ausgesetzt, so Meier. „Sie warten darauf, dass sie neu anfangen können!“ Durch die Zusammenarbeit vieler konnten dafür die besten Voraussetzungen geschaffen werden.

 

Foto: Gemeinsam für minderjährige Flüchtlinge - Dekan Klaus Stiegler und Olaf Forkel von der Rummelsberger Jugendhilfe