Beeindruckender Konvent in Siebenbürgen

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Im Rahmen des jährlichen Pfarrkonvents hat eine Gruppe von Pfarrerinnen und Pfarrern zusammen mit anderen Mitarbeitenden aus dem Dekanat Rumänien besucht. Ziel der Reise war Siebenbürgen, wo die deutschstämmigen „Sachsen“ heute nur noch eine kleine Minderheit darstellen. Trotzdem ist ihr gesellschaftlicher Einfluss nicht zu übersehen. Sichtlich beeindruckt von der Arbeit der Kollegen, die ihre Gemeinden unter schwierigsten Bedingungen leiten, kehrten die Geistlichen aus der Region vom Balkan zurück.   

Von einer „eindrucksvollen Reise“ sprach auch Dekan Klaus Stiegler, der die Fahrt mit einem kleinen Team vorbereitet hatte. Dazu gehörte auch der Unterreichenbacher Pfarrer Werner Konnerth, der selbst aus Siebenbürgen ausgewandert ist und die Kontakte zu den Gemeinden vor Ort herstellte. Der Konvent, zu dem sich die Pfarrer jährlich treffen, fand zum ersten Mal seit vielen Jahren wieder im Ausland statt. „Ich bin froh, dass wir uns dafür entscheiden haben“, erklärte Stiegler bei der Rückkehr, „wir haben eine andere Welt kennengelernt und sind tief bewegt zurückgekehrt“

Bedrückende Armut

Neben Hermannstadt, dem heutigen Sibiu, stand die mittelalterliche Kirchenburg von Bierthälm und die Gemeinde Kerz auf dem Programm, die im erhaltenen Chor einer mittelalterlichen Klosterkirche Gottesdienst feiert. In Kronstadt (Brasov) besuchte die Reisegruppe die „Schwarze Kirche“, den größten Kirchenbau im südöstlichen Europa. An allen Orten fanden Begegnungen statt: Ein Theologieprofessor erzählte von der politischen und kirchlichen Entwicklung der vergangenen dreißig Jahre in dem orthodox geprägten Land. Die lutherischen Pfarrer vor Ort berichteten über ihre Gemeinden, die mit oft nur wenigen Mitgliedern in vielen gesellschaftlichen Feldern tätig sind – getreu dem Motto „Klein zu sein ist keine Schande“.

Bedrückend empfanden die Teilnehmenden der Studienreise vor allem die Armut in dem Vielvölkerstaat auf dem Balkan – und in der lutherischen Kirche vor Ort. Zwar wird vor allem in den Städten überall modernisiert und die Supermärkte sind reichlich ausgestattet. Doch viele Menschen haben gar nicht die Möglichkeit die Waren zu kaufen, die angeboten werden. Und gerade die Alten leben oft in einfachsten Verhältnissen. Die meisten lutherischen Gemeinden gehen mit ihrer Arbeit an die Grenzen ihrer wirtschaftlichen Möglichkeiten. Auch sie müssen Gehälter finanzieren und Gebäude erhalten, wenn auch unter ganz anderen Vorzeichen wie die Kirchengemeinden in Deutschland

Bewegender Optimismus

Trotzdem lassen sich die oft kleinen lutherischen Gemeinden vor Ort nicht entmutigen. Mit einem unerschütterlichen Gottvertrauen entwickeln sie ihre Arbeit weiter, starten erfolgreiche Sozialprojekte und kümmern sich aktiv um Fragen des Umweltschutzes. Deutsche Schulen und Kindertagesstätten sind gefragt, das Engagement der lutherischen Gemeinden in vielen Bereichen der Gesellschaft unverzichtbar, von der Bildung bis zu ökologischen Fragen. Trotz einer hohen Opferbereitschaft ihrer Mitglieder sind die Gemeinden bei  allen Projekten auf die Unterstützung durch Zuschüsse und Spenden angewiesen. Die Besucher waren bewegt von den nachdenklich stimmenden Berichten ihrer Kollegen – und zugleich von dem Mut und dem Optimismus, den sie bei den Gesprächen ausstrahlten.

 

Bild: Pfarrer Werner Konnerth im Gespräch mit dem Hermannstädter Stadtpfarrer Kilian Dörr (Foto: Milius)